Delegierte in Olpe
Delegiertenversammlung 18. August 2020

Nachwuchsgewinnung und Beschäftigungssicherung waren neben den Regularien die vorherrschenden Themen auf der Delegiertenversammlung der IG Metall in Olpe. Um die Hygienevorschriften während der Corona-Krise einzuhalten, fand die Veranstaltung in teil-virtueller Form statt.


Während sich ein Teil der Delegierten im Olper Kolpinghaus eingefunden hatte, verfolgte der andere die Vorträge und Diskussionen via Videoschaltung am heimischen Computerbildschirm.  Eines stellte der 1. Bevollmächtigte, André Arenz, gleich zu Beginn der Veranstaltung klar: „Die IG Metall in Olpe ist nach wie vor sehr gut unterwegs – auch in diesem Jahr“. Um die finanzielle Entwicklung der Geschäftsstelle Olpe brauche man sich auch in der Corona-Krise keine Sorgen machen, betonte Arenz, der die Delegierten gemeinsam mit dem 2. Bevollmächtigten Stefan Köster willkommen hieß.

1. und 2. Bevollmächtigter der IG Metall Olpe Begrüßen Delegiertenversammlung

Foto: IG Metall Olpe

Zwar hätten sich die Mitgliederbeträge rückläufig entwickelt, dies aber sei ganz unmittelbar auf das Instrument der Kurzarbeit zurückzuführen, erklärte Arenz bei der Vorstellung des Geschäfts- und Kassenberichts. In der Frage, wie die Jobs der Beschäftigten in der Metall-Branche auch in Zeiten der Pandemie erhalten bleiben können, verwies Arenz auf die 4-Tage-Woche, die auf eine Idee des Ersten Vorsitzenden der IG Metall, Jörg Hofmann, zurückgeht. Das Optionsmodell für einzelne Betriebe sieht die Absenkung der wöchentlichen Arbeitsstunden auf maximal 32 bei einem (Teil-) Entgeltausgleich vor, wobei der 5. Tag auch für Qualifikationen genutzt werden könnte. Um das Thema Beschäftigung geht es aktuell auch in der Auseinandersetzung der IG Metall mit dem Großkonzern ThyssenKrupp, der sein Werk am Standort Lüttringhausen Ende 2021 schließen will. „Wir sind nach wie vor dabei, für die Kollegen zu kämpfen und das Beste für sie herauszuholen“, führte Arenz aus, der sich im Anschluss mit der Mietgliederentwicklung der Gewerkschaft im Kreis Olpe befasste.

 

Ausbildung brauch Sicherheit und Perspektiven


Im Juni 2020 habe man 100 Gewerkschafter weniger gezählt als im gleichen Monat des Vorjahres. Es sei deshalb dringend geboten, Nachwuchs aus den Reihen der Auszubildenden für die IG Metall zu gewinnen, appellierte Arenz an die Versammlung. Was die Delegierten ganz konkret tun können, um den Nachwuchs zu begeistern, erklärte Klaudia Tichy. „Wir wollen nicht, dass es 2020 zu einem Corona-Jahrgang kommt“, sagte die Politische Sekretärin. Was für die neuen Auszubildenden jetzt wichtig sei, seien Sicherheit und Perspektiven. Es gelte, die Weiterführung der Ausbildung auch in der Pandemie in der erforderlichen Qualität zu sichern und den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung oder des dualen Studiums der Auszubildenden auch in der Krise zu garantieren. „Eine gute Ausbildung hängt nicht zwingend von der 100-prozentigen Auslastung der Produktion ab“, hob sie hervor. Um für die IG Metall zukunftssichernde Strukturen in der Jugend zu erhalten und zu stärken, bietet der Ortsvorstand auch in diesem Jahr gemeinsame Begrüßungsrunden sowie betreute Aktionen für die neuen Auszubildenden an. Vom 28. September bis zum 2. Oktober 2020 findet zudem die dezentrale Aktionswoche „ORGANICE SOLIDARITY WEEK“ statt. „Während der Aktionswoche wollen wir sowohl persönlich als auch in Livestream-Form in die Betriebe und die Wohnzimmer der Nation senden, um die IG Metall sichtbar zu machen“, kündigte sie an. Gemeinsam mit den Geschäftsstellen Siegen und Gummersbach habe man zudem einen Video-Clip gegen Rassismus produziert. „Wenn sich Siegen und Olpe schonmal dazu entschließen, etwas zusammen zu machen, ist das das beste Zeichen dafür, dass niemand ausgegrenzt wird“, sagte Klaudia Tichy schmunzelnd.

Klaudia Tichy spricht auf Delegiertenversammlung

Foto: IG Metall Olpe

Im Rahmen einer virtuellen Umfrage konnten die Delegierten schließlich direkt Feedback dazu geben, was es ihrer Meinung nach braucht, um den Nachwuchs für die IG Metall zu begeistern. Eintrittsgründe sind demnach der Solidaritätsgedanke sowie politisches Interesse. Größte Eintrittshürde ist dagegen mangelndes Know-how. Nach Meinung der Delegierten ist es deshalb besonders wichtig, die Vorteile der Gewerkschaft offen und verständlich zu kommunizieren und Unwissenheit zu beseitigen – insbesondere auch vor dem Hintergrund der Wahlen zur Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) im Herbst. Jungen Menschen, die sich in der JAV hier engagieren wollen, aber auch allen anderen, die sich für die Gewerkschaft interessieren, bietet die IG Metall nicht nur umfangreiches Infomaterial und Begrüßungsmappen, sondern auch spezielle Klausurtagungen und eine Wahlvorstandsschulung an. Letztere findet am Montag, 7. September 2020, unter den gebotenen Hygieneaspekten in der Olper Stadthalle statt.


Tarifrunde steht bevor

In seinen weiteren Ausführungen ging André Arenz noch auf den Vorschlag von Jörg Hofmann ein, in der nächsten Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie über die 4-Tage-Woche nachzudenken. André Arenz forderte die Arbeitgeber auf, sich angesichts der anstehenden Tarifrunden ernsthaft mit einer 4-Tage-Woche zu befassen: „Die damit einhergehende Arbeitszeitverkürzung kann helfen, Arbeit neu zu verteilen und damit Beschäftigung zu sichern. Die Unternehmen können hierdurch Produktivitätssteigerung, zufriedene Mitarbeiter und eine Senkung der variablen Kosten erreichen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können neben der Arbeitsplatzsicherheit auch Entlastung erfahren oder den fünften Tag zur Qualifikation zu nutzen.“

Die IG Metall denkt über ein Optionsmodell der Arbeitszeitreduzierung zur Beschäftigungssicherung nach, das auch in mittelständischen und kleinen Unternehmen zur Anwendung kommen kann und einen Teilentgeltausgleich vorsieht. Denn sowohl die Pandemie als auch die Herausforderungen der Digitalisierung, der Energiewende und des Klimawandels müssen von allen gestemmt werden. Eine reduzierte Arbeitszeit könnte hierfür Ressourcen schaffen – sowohl hinsichtlich Qualifikation wie auch für Investitionen. Notwendig ist zudem ein Entgeltausgleich. „Die Lasten können nicht allein von den Beschäftigten getragen werden“, so André Arenz.

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