BR, JAV, SBV Konferenz
IG Metall Olpe richtet Tagung für Betriebliche Gremien aus

Unter der Einhaltung der "3 G" tagten am vergangenen Mittwoch Gremienvertreter*innen aus zahlreichen Betrieben des Kreises Olpe. Das Tagesprogramm war geprägt von aktuellen Themen und angeregt von Schwerpunkten, welche die Betriebsräte selbst zuvor vorgeschlagen hatten.

23. August 202123. 8. 2021


Unter der Einhaltung der "3 G" tagten am vergangenen Mittwoch Gremienvertreter*innen aus zahlreichen Betrieben des Kreises Olpe. "Ich bin sicher es gibt viel zu besprechen, unsere letzte Präsenzschulung fand letztes Jahr zu einer ähnlichen Zeit statt und diesen Raum wollen und werden wir heute bieten", leitete André Arenz in die Veranstaltung ein.

Das Tagesprogramm war geprägt von aktuellen Themen und angeregt von Schwerpunkten, welche die Betriebsräte selbst zuvor vorgeschlagen hatten. Man merkt der Konferenz trotzdem an, dass die Arbeit im Kreis Olpe weiterhin von der Pandemie und damit zusammenhängenden Krise geprägt wird.


Mitbestimmung bei Beschäftigungsende

Matthias Kramer, der neue Kollege des DGB Rechtsschutz, welcher in Zukunft die IG Metall in Olpe und vor allem die Mitglieder dieser unterstützen und als Rechtssekretär vertreten wird, gab einen rechtlichen Einblick in die oft unangenehme Thematik von Kündigung und Aufhebungsvertrag. Er verdeutlichte, an welchen Stellen ein Betriebsrat Einfluss nehmen kann, wie die Beschäftigten informiert und unterstützt werden können und welche Möglichkeiten sie innerhalb ihrer Pflichten nutzen können.

Deutlich wird: Im Falle eines Aufhebungsvertrages kann der Betriebsrat zwar nicht verhandeln, was Inhalt ist, doch steht den Arbeitnehmer*innen jederzeit frei sich an das Gremium zu wenden und um eine Einschätzung und Unterstützung  bitten, sodass niemand sich zu einer Einwilligung gedrängt oder gar alleine gelassen fühlt.

"Solche Verträge können sehr verschachtelt und undurchsichtig verfasst sein, scheut euch nicht uns zu kontaktieren, um diesen prüfen zu lassen, bzw. die betroffene Person an uns weiterzuleiten. Die Aufhebung kann durch unzureichende Formulierung weitgehende negative Konsequenzen für die Kolleg*innen haben", betonte Matthias.

Umso umfangreicher ist das Anhörungsrecht des Betriebsratsgremiums bei Kündigungen, sofern sie nicht vom Arbeitnehmer*innen selbst sondern vom Betrieb ausgehen.

"Wenn euer Kollege selbst entscheidet zu gehen, findet natürlich keine Anhörung statt, da es die individuelle Entscheidung ist", erklärt der Rechtssekretär, "nicht so bei Kündigung des Arbeitgebers, dies ist gesetzlich geregelt und sowohl Fristen als auch Informationsvoraussetzungen müssen strikt eingehalten werden. Natürlich steht der Weg einer Kündigungsschutzklage auch frei und eine Stellungnahme des Betriebsrates kann hier hilfreich sein." Insgesamt wurde deutlich, dass IG Metall Mitglieder bei diesen Themen nicht alleine gelassen werden. Betriebsräte, IG Metall und DGB Rechtsschutz stehen zur Unterstützung bereit.

Matthias Kramer, Rechtssekretär des DGB Rechtsschutz Siegen spricht vor Konferenz in Olpe

Foto: IG Metall Olpe


Schlauer als der Chef: ist Künstliche Intelligenz hilfreich?

Professor Dr. Peter Vieregge gab einen Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen von künstlicher Intelligenz im Umfeld der betrieblichen Praxis. Als Fachreferent des Förderprojektes Mittelstand 4.0  vom Kompetenzzentrum eStandards gab er einen Einblick in aktuelle Vorstöße von Innovativer Prozessgestaltung und Einbindung von künstlicher Intelligenz in diese.

Es begann mit der aktuellen Situation, die uns umgibt. Wie viele Daten pro Minute in das Internet geladen werden, die wir gar nicht alle erfassen können. "Das Problem ist, unsere Birne ist dafür gar nicht gemacht", erklärte er. Wir werden von Möglichkeiten, Wissen und Inhalten überflutet. Wichtig ist hier wie man effizient die nützlichen und korrekten Informationen filtert.

Besonders amüsant wurde die Runde, als Herr Vieregge ein Raumspray mit Hähnchensuppengeruch auspackte und fragte, ob dies nun innovativ oder verrückt sei. Die Meinung des Saals ging eindeutig in eine Richtung, doch er machte deutlich: Nur wenn wir über unseren Horizont gehen und uns mit den Anforderungen und Interessen anderer auseinandersetzen, können wir Innovation finden und zulassen.

Herr Vieregge stellte einige Werkzeuge vor, mit denen Prozesse im Betrieb innovativ erneuert werden können anhand von bestehenden Beispielen.

Von selbstfahrenden Fahrzeugen im Lager, über KIs die Berichterstattungen nach Informationen filtern bis hin zu Erkennen von Kundeninteressen, zeigte er einige Wege, die Marktforschung und Betriebsalltag mitgestalten können.

"Sie sehen aber, ein Mitarbeiter wird keinesfalls ersetzt, sondern auf ein anderes Level gehoben," betonte er. Die Komplexität und der Umfang der Möglichkeiten machen deutlich, wie sich Anforderungen und Aufgabenbereiche wandeln können und die Bearbeitung durch einen Menschen unerlässlich bleibt.

Professor Dr. Peter Vieregge spricht vor Konferenz in Olpe

Foto: IG Metall Olpe


Entgelt und Beteiligung im Fokus

Die zweite Hälfte des Tages war vom Team der IG Metall Olpe selbst geprägt. Dirk Rullich gab eine Auffrischung zum Thema Zusammensetzung von Entgelt, während Klaudia Tichy mit den Jugendvertreter*innen ins Gespräch kam. Sie zeigte Wege auf mit den Auszubildenden Kontinuität und Austausch aufzubauen und beizubehalten um den Pflichten als JAV besser gerecht werden zu können und die jungen Menschen für die Themen um sie zu begeistern.

Zu Gast waren auch Sekretäre der IG Metall aus dem Raum Südwestfalen, die vorstellten welche Aktionen, Themen und Ziele erreicht wurden und auf welche Weisen die Betriebsräte für ihre eigene Arbeit daraus Wissen und Kraft ziehen können. Wer mehr über das Projekt und die Unterstützungsmöglichkeiten zur Stärkung von Betriebsratsgremium und Belegschaft kennenlernen möchte, hat jeder Zeit die Chance sich direkt an die Geschäftsstelle zu wenden.


Nach der Wahl ist vor der Wahl

Zum Abschluss des Tages bot André Arenz ein Update zu aktuellen Themen rund um Politik und Recht an. Mit Ausblick auf die kommende Betriebsratswahl ging er auf gesetzliche Veränderungen und Folgen dieser ein. Er erläuterte die Veränderungen des Betriebsrätemodernisierungsgesetzes und die daraus resultierenden Folgen für die kommende Wahl im Frühjahr 2022. (Eine detaillierte Erklärung zu den Neuerungen des Gesetzes findet ihr HIER )

"Alle ab 16 sind nur für die Betriebsratswahl wahlberechtigt", erklärte er. So sind nun auch die jüngsten Mitarbeiter*innen im Prozess eingebunden, "Außerdem entfällt die Altersbeschränkung für Auszubildende bei der Wahl zur JAV." Dies kann zur Folge haben, dass Gremien in den Betrieben im nächsten Herbst größer werden." Aus Sicht der IG Metall ist da natürlich noch Luft nach oben, aber trotzdem finde ich, dass wir erhebliche Verbesserungen erwirken und auf die Politik Einfluss zum Vorteil der Kolleg*innen nehmen konnten. Und das, dank unserer Stärke als Mitgliedsgewerkschaft und dem Druck den wir so aufbauen konnten," betone Arenz.

Er machte deutlich, dass wir uns nun zum Beginn der neuen Wahlperiode befinden und lud die Betriebsräte dazu ein sich schulen zu lassen und aktiv für eine demokratische Wahl im Betrieb Stimmung zu machen. Unter dem Motto "Team IG Metall" wolle diese sie beim Prozess unterstützen und sich für die Stärkung der Arbeitnehmer*innen Rechte stark machen.

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