Projekt ATLAS
Strukturkonferenz „Standort stärken – Aufbruch wagen“

Rund 260 Vertreter_innen aus der Unternehmerschaft und Betriebsräten waren sich einig: Wollen wir Südwestfalen als Industrieregion in Zukunft sichern und stärken, brauchen wir „Mehr Tempo“ in der Bereitstellung der für Industrie, Handwerk und Handel notwendigen Infrastrukturen und Rahmenbedingungen.

Wollen wir Südwestfalen als Industrieregion in Zukunft sichern und stärken, brauchen wir neben der vorhandenen Fachkompetenz, einem bestehenden sozialpartnerschaftlichen und institutionenübergreifenden Netzwerk und vielen exzellenten, vielfach familiengeführten Traditionsbetrieben „Mehr Tempo“ in der Bereitstellung der für Industrie, Handwerk und Handel notwendigen Infrastrukturen und Rahmenbedingungen – und zwar nachhaltig und vorausschauend, darin waren sich die 260 teilnehmenden Vertreter_innen aus der Unternehmerschaft und der Betriebsräte einig.

Auf der Veranstaltung, welche von den IG Metall Geschäftsstellen Olpe und Siegen, dem DGB Südwestfalen, den Arbeitgeberverbänden Siegen-Wittgenstein und Olpe, der IHK Siegen, der Kreishandwerkerschaft Westfalen Süd und ver.di Südwestfalen am 20. Januar 2023 in Kreuztal veranstaltet wurde, ging es um viel! Die aktuellen strukturellen Probleme in der Region waren im Fokus, unter anderem die marode Verkehrsinfrastruktur, den bereits spürbaren Fachkräftemangel, die noch zu schleppende Nutzung der Digitalisierung, die Herausforderungen der Energiewende und die mangelnde Planungssicherheit sowie nicht hinnehmbare Verzögerungen bei der Vergabe von Aufträgen zur Verbesserung der Infrastruktur. Ohne hierfür rasche und zielführende Lösungen zu finden, sind die umfangreichen Transformationsherausforderungen nicht zu bewältigen.
 

Stimmen aus der Praxis

Die Veranstaltung hat ein deutliches Signal gesetzt, das auch überregional wahrgenommen werden dürfte. Hierbei waren insbesondere die Berichte „aus der alltäglichen Praxis“ aufschlussreich. Bessere Argumente für „mehr Tempo bei Planungen, Investitionen und Entscheidungen“ als die realen alltäglichen Ausbremserfahrungen kann die angesprochene Landes- und Bundespolitik gar nicht bekommen. Beschäftigte und Unternehmen leiden gleichermaßen – privat und im Beruf – unter der sich zuspitzenden Verkehrssituation, den hohen Energiekosten, der Arbeitsüberlastung aufgrund mangelnder Fachkräfte und den immer wieder aufgeschobenen und komplizierten Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Die zweifellos großen Potenziale und der Stärken der Region Südwestfalen als starker Wirtschaftsstandort, deren Betriebe und Beschäftigte vor einer gewaltigen Transformation stehen, sind vor allem die Fähigkeit zu Innovation und Kooperation. Viele der in der Region ansässigen Unternehmen und ihre Beschäftigten haben in zurückliegenden Veränderungsprozessen bereits bewiesen, dass sie bereit und in der Lage waren und sind, innovative Lösungen für neue Herausforderungen zu finden.

Damit aber diese Potenziale auch weiterhin zur Geltung kommen, braucht es politischer Unterstützung und ausreichender Investitionen. Was nützt das innovativste Produkt, wenn dafür weder Zulieferteile rechtzeitig ankommen (Produktionsstillstände) noch fertige Produkte rechtzeitig die Kunden erreichen können (Nichteinhaltung des Serviceversprechens)? Eindrucksvoll wurde geschildert, dass z.B. bei Ausbau von Windkraft in der Regel vergessen werde, dass die sehr großen Bauteile eines Windkraftrades über eine marode Verkehrsinfrastruktur zu transportieren sind und bei Ausbau der Windenergie mit einem erheblichen Anstieg der Schwerlasttransporte zu rechnen ist. Und: Was tun, wenn die ohnehin knapper werdenden Fachkräfte die Region verlassen, weil ihre Pendlerzeiten die Grenze des Machbaren überschreiten? Ein Ausweichen auf die Bahn ist angesichts mangelnder Schienen, Loks, Waggons und Personal ebenfalls nicht möglich. Was tun, wenn nicht nur Betriebe, sondern auch Beschäftigte unter den hohen Energie- und Lebenshaltungskosten leiden?
 

Gemeinsam und entschlossen in die Zukunft

Die Konferenz hat auch Mut gemacht, die Transformation als Herausforderung anzunehmen. Es gibt in der Region viele kluge Köpfe mit kreativen Ideen, großem Erfahrungsschatz und Kommittent zur Lösung von Herausforderungen. Es gibt zudem eine erfreuliche Ge- und Entschlossenheit von Kammern, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden, Lösungen zu finden und zusammen in die Zukunft zu schauen – was nicht zuletzt die gut besuchte Veranstaltung zeigt. Gerade in der Transformation wird es auch darum gehen, dass sich Unternehmen weiterhin vernetzen, die Wissensinfrastruktur der Region nutzen, Impulse und Support für neue Geschäftsmodelle erhalten, Digitalisierung sinnvoll einsetzen, gemeinsam mit den Beschäftigten nach Lösungen zu suchen und diese ausreichend für zukünftige Anforderungen zu qualifizieren.

In diesem Zusammenhang sei auf das vom Bundeswirtschaftsministerium mit 7,1 Mio. € geförderte „Transformationsnetzwerk Automotive in Südwestfalen -  ATLAS“ hingewiesen. Die IG Metall ist Partner in diesem Konsortium und bietet für Unternehmen, Betriebsräte und Beschäftigte an, in Transformationswerkstätten die passenden Ideen und Antworten auf die zukünftigen Herausforderungen zu erarbeiten.

Es geht um sehr viel: Es muss bald gelingen, gemeinsam mit Beschäftigten und Unternehmen die drohende De-Industrialisierung der Region auch mit den richtigen und schnell erfolgenden betrieblichen Weichenstellungen abzuwenden. Die Hausaufgaben für die Politik zu den nötigen strukturpolitischen Maßnahmen hat die Konferenz mehr als deutlich gemacht.